Intuitives Essen
- Paretheus
- 20. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Zuerst: Kontext
Kann meinen, dass wir in einen Zustand, eine Routine kommen, in der wir nach Gefühl essen können ohne überzählige Kalorien zu essen und in Folge übermäßiges Körperfett aufzubauen. Nach Gefühl essen bedeutet in diesem Kontext, dass uns das Essen einer Energiemenge - die unserem Energieverbrauch entspricht - keine übermäßige Überwindung kostet. Dass wir nicht andauernd gegen Hungergefühle, den Wunsch und Drang zu essen kämpfen müssen. Und dass uns der Verlust von Körperfett und insgesamt das Halten eines dann neu erreichten Körperfettanteils "leicht" vorkommt, sich nicht wie ein "Kampf" anfühlt und dass wir grundsätzlich das Gefühl haben, so viel zu essen, wie wir gerne möchten und trotzdem die Körperkomposition halten können, die wir uns wünschen.
Es kann aber auch gemeint sein, dass wir ein natürliches Hungergefühl haben, das - wenn wir ihm folgen würden - dazu führen würde, dass wir einen gesunden Körperfettanteil bekommen und halten können, ohne dass wir Hilfmittel oder Grenzen brauchen, um unsere Kalorienzufuhr zu regulieren. Und weiter: dass jeder Mensch nicht nur an einen solchen Punkt kommen kann, sondern kommen sollte. Das es "unnatürlich" ist auf die Grenzen einer Ernährungsroutine angewiesen zu sein und das wir alle, wenn wir nur zu unserem natürlich Hungergefühl zurückkehren würden, nur so viel essen würden, wie unser Körper verbraucht, niemand mehr fettleibig wäre und wir auch nicht mehr essen wollen würden. Und dass es daher letztlich "unnatürlich" ist, wenn wir eine Ernöhrungsroutine und einen Alltag haben, in dem mit unter auch trotz Hunger oder dem Drang zu essen, keine Lebensmittel konsumieren, um ein gesundes Körpergewicht und eine Körperkomposition zu halten, die wir uns wünschen und die uns gut tut.
Die erste Variante ist fantastisch! Jeh einfacher, eingängiger und natürlicher uns unsere Ernährungsroutine vorkommt und jeh weniger wir gegen Hunger und den Wunsch zu essen kämpfen müssen desto besser!
Was sind die Probleme mit der zweiten Variante?
Essen wollen ist nicht gleich Hunger haben.
Es kann so klingen als gäbe es ein grundsätzliches Problem damit eine Ernöhrungsroutine zu brauchen, um nicht übermäßiges Körperfett zuzunehmen.
Dies kann dazu führen, dass Menschen sich wie folgt fühlen:
"Wenn ich "Hilfsmittel" oder spezifische Grenzen einer Ernährungsroutine brauche, um meinen Körperfettanteil und mein Körpergewicht zu regulieren, dann stimmt etwas nicht mit mir"
Nun: vielleicht ist es tatsächlich so, dass wir alle eine gute Körperkomposition hätten, wenn alle für unser Essverhalten verantwortlichen Prozesse bestimmungsgemäß oder natürlich funktionieren würden.
Zum einen ist dann dieser "unnatürliche" oder gestörte Zustand einer, der die überwiegende Zahl von Menschen betrifft.
Zum anderen nimmt ein solcher Leitsatz an, dass unsere internen Prozesse so ausgelegt sind, dass wir einen optimalen Körperfettanteil hätten, wenn sie alle ordnungsgemäß funktionieren würden. Diese Annahme scheint im evidenten Widerspruch zur erlebten und erforschten Realität zu stehen.
Es gibt eine nicht zu beziffernde Anzahl von allgemeinen und individuellen Gründen, die dazu führen, dass Menschen den Wunsch oder den Drang verspüren zu essen. Darüber hinaus gibt es gleichfalls unzählige Konstellationen, in denen Personen essen, obwohl sie einen Wunsch oder Drang zu essen nicht einmal bewusst wahrgenommen haben.
Gewöhnung, Emotionen, soziale oder kulturelle Gelegenheiten und Events, Uhrzeit, Langeweile, Wetter und potenziell jeder weitere Umstand, Zustand und Faktor im Leben einer Person, kann den Wunsch oder Drang zu essen oder schlicht "unbewusstes" Essen auslösen.
Flankierend gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die das tatsächliche Hungergefühl beeinflussen. Auch diese Liste ist vielleicht nicht unzählig aber dennoch sehr lang Uhrzeiten, Inhaltstoffe, Textur, Geschmack, Mikro- und Makro-Nährstoffe, Darmflora, Training, zirkadianer oder Schlaf-Rhythmus, Krafttraining, Muskelmasse, Körperfattanteil selbst (!), Insulinsensitivität usw. usw. All diese Faktoren beeinflussen unser Hungergefühl. Viele dieser Faktoren brauchen verschiedene Methoden, Routinen und Hilfsmittel um sie zu beeinflussen. Viele dieser Faktoren sind vom Körperfettanteil selbst abhängig bzw. werden von diesem immens beeinflusst: Insulinsensitivität, Schlaf-Rythmus und die Körperkomposition setzen voraus, dass ich Körperfett verliere, wenn er zu hoch ist und ich diese Marker verbessern will. Gleichzeitig sorgen sie aber in vielen Fällen für ein erhöhtes Hungergefühl oder einen erhöhten Drang zu essen, bevor ich überschüssiges Körperfett verloren habe.
Wenn ich also mit einem erhöhten Körperfettanteil auch mit einem erhöhten Hungerfühl und Drang zu essen rechnen muss, aber kein Körperfett verlieren darf, in dem ich mir mit einer Ernöhrungsroutine behelfe, bei der ich bei Zeiten nicht esse, obwohl ich Hunger und/oder den Drang zu essen habe, wie soll ich dann zu einem "natürlichen Essevrhalten" zurückkehren können.
Aus einem solchen Ansatz kommt schlimmstenfalls der folgende Kreislauf heraus:

Außerdem gibt es für Essstörungen im klinischen Sinne klare Definitionen. Und es gibt eine schier unzählige Anzahl von Menschen, die keine Essstörung im klinischen Sinne haben aber trotzdem ohne klar definierte Grenzen einer Ernöhrungsroutine und innerer Überwindung von Hungergefühlen oder einem Wunsch und Drang zu essen im Übrigen keinen gesunden Körperfettanteil erreichen oder halten können.
Letztlich zeigen sich umgekehrt bei dem Verlust von Körperfett eine Kaskade von sowohl physisologischen als auch psychologischen Prozessen, Signalen und Mechanismen, die darauf gerichtet sind, den Verlust von Körperfett zu verhindern:
von der Unterbrechung von Schlaf, der Verringerung der "Non Exercise activity thermogenesis" (NEAT), stärkeren "Hunger-Signalen" durch "Hunger-Hormone" bis zu geringere wahrgenommene Energie für Training und allgmeine Bewegung.
Alles in allem erscheint es deutlich wahrscheinlicher, dass das übermäßige Essen von leckeren und kaloriendichten Lebensmitteln, wann immer, wo immmer so viel wie möglich ist "normal". Denn in über 2 Millionen Jahren der menschlichen Evolution hatten wir nie das Problem von dauerhaft zu viel verfügbaren Kalorien. Dieses "Problem" ist in den allermeisten Ländern fühstens im 20. Jahrunhundert aufgetreten.
Wenn wir nach Gefühl essen können und trotzdem unsere persönlichen Ziele erreichen können - bombe!
Wenn wir nach Gefühl essen und unseren persönlichen Zielen damit nicht näher kommen oder uns sogar davon entfernen - dann essen wir eben nicht nach Gefühl!
Also suchen wir uns Ernährungsroutinen, Hilfsmitteln und Ressourcen, die uns helfen eine Körperkomposition zu erreichen und zu halten, die wir uns wünschen und die uns gut tut und überwinden dabei wenn nötig Hunger und den Drang zu Essen.
Hoffentlich Hilfts!
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